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Vorstellung unserer Vertretungsprofessorin - Dr. Katharina Wilkens
20. April 2020
Ich darf mich kurz vorstellen – in Corona-Zeiten leider vorerst nur virtuell! Mein Name ist Katharina Wilkens und ich forsche und lehre regulär an der Universität München. In München bin ich auch familiär verwurzelt. Die RW der Uni Bayreuth kenne ich jedoch schon seit meinem Studium und meiner Promotion (bei Prof. Berner). Ich freue mich schon sehr darauf, Sie in meinen Seminaren kennenzulernen – und vielleicht auch irgendwann persönlich! Ich bin natürlich jederzeit per E-Mail erreichbar; gerne können wir auch ein Telefon- oder Videogespräch vereinbaren.
Mein Interesse an afrikanischen Kulturen und Religionen wurde schon früh durch familiär bedingte Aufenthalte in Nigeria, Niger und Tansania geweckt. Ich arbeite heute schwerpunktmäßig zu Aspekten von Islam und Christentum. Spannend sind Begegnungen von Religionen, gerade auch mit (neo-)traditionellen Religionen, und Verflechtungen mit anderen gesellschaftlichen Bereichen. In Tansania habe ich meine ethnographische Feldforschung zu katholischem Exorzismus in der Marian Faith Healing Ministry durchgeführt. Ein kleines Juwel ist zurzeit ein Projekt zu Reiseberichten, die um das Jahr 1900 von Ostafrikanern mit sunnitischem und schiitischem, christlichem, und zoroastrischen Hintergrund verfasst wurden. In der vielsprachigen und multireligiösen Kontaktzone des kolonialen Ostafrika geben diese Berichte einen lebhaften Einblick in die Wahrnehmung globaler Zusammenhänge und lokaler Vielfalt. Ein roter Faden, der sich durch alle meine religionsästhetischen und religionshistorischen Arbeiten zieht, betrifft Besessenheit / spirit possession. Historisch-komparatistisch nehme ich dabei eine Bandbreite von Phänomenen auf, die von Voodoo über zar zu Exorzismus führen. Die Verbindung von Therapie, Narration und kultureller Performanz, von Genderpolitiken und Identitätsformierungen ist faszinierend, gerade weil sich die rituellen Praktiken allen eindeutigen Klassifikationen widersetzen. Mein aktuelles Forschungsinteresse bezieht sich zunehmend auf die Kategorie der Ahnengeister, die scheinbar trotz Christianisierung, Säkularisierung oder Modernisierung ihren Platz in der rituellen Handlungspraxis behaupten. Was bedeuten Ahnen für familiäre Gemeinschaften in Zeiten von Urbanisierung, Arbeitsmigration und Anonymisierung von sozialen Sicherungssystemen?